2. Liga
11. Spieltag 22.09.2025
Spielbericht von Autonama
Ein Ring, uns zu knechten

(Matthias Schönsee für Autonama)

Schon die Stilkritik war gut. Der Hochzeitsanzug von Headcoach Merkel wurde gelobt und mehrheitlich auch die Ehe an sich. Julian bezeugte ein wohltuendes, tieferes Pflichtgefühl in der ehelichen Verbindung, und allein der Unterzeichnende lebt noch immer in „wilder Ehe“. So nannte man in den entfesselten 70ern die Lebensgemeinschaft von Unverheirateten. Dieses Wilde erschien ihm attraktiver als die meist scheußlichen Ehen in seiner damaligen Umgebung. Der Ring seines Großvaters war nach 50 Ehejahren nicht mehr vom Finger abzuziehen, er hatte sich tief in die Haut eingedrückt, ein Andenken im Fleisch, das eins geworden war mit einem anderen Fleisch.

Der starke Kader wurde schon vor dem Anpfiff dezimiert. Micha musste passen, Pippo blieb an einem digital niedergestreckten Flughafen auf der Strecke. Doch Headcoach Merkel kam wieder top vorbereitet und motivierte das Team mit einer Überraschung: Ronny begann im Sturm. Allein, der Plan wurde Sekunden nach Spielbeginn zunichte gemacht. Der Schiedsrichter, ausgestattet mit jener sozial unverträglichen Mischung aus Penibilität und Sendungsbewusstsein, entdeckte den Ring an Ronnys Finger und schickte den Spieler vom Feld.

Und dieser Ring - er ließ sich nicht vom Finger abziehen. Ronny durfte nicht mehr in das Spiel zurückkehren, nicht einmal weiches Tape um das harte Metall konnte den Korrektheitsfuror des Schiedsrichters besänftigen. Er machte Ronnys Ring zu dem Ring, uns zu knechten. 59 Minuten mit keinem Wechselspieler als dem playing Headcoach auf der Bank.

Aber es war so einer dieser Tage. Nichts verdross dieses Team. Nicht lange, da gab es eine kleine Ballstafette auf der linken Seite, der Unterzeichnende, ein bekennender Würgeengel der Halbfeldflanke, wählte das ungeliebte Mittel, als er Olsen in den Rücken der Abwehr sich lösen sah. Olsen vollendete mit der ihm eigenen, kaneschen Selbstverständlichkeit zum 1:0.

Zwei Mal war die Abwehrreihe um den sehr stabil und bedacht spielenden Julian nicht nah genug am starken 10er des Gegners, zwei Abschlüsse kamen so ungeblockt auf unser Tor, dass auch Katzes wie immer starker Rückhalt nicht den Rückstand verhindern konnte.

Es stand 1:2, doch das Spiel war nicht gekippt. So unentwegt wie die Hobbits nach Mordor marschieren, um den Ring der Knechtschaft im Feuer zu vernichten, marschierten wir zum Punktgewinn. Noch vor der Pause nutzte Olsen eine feine Vorarbeit des fabelhaften Benjamin zum 2:2.

Zur Halbzeit wechselte der Headcoach Merkel sich ein, so kam es zur direkten Begegnung mit dem Mini-Merkel auf Seiten des Spiegel. Auch dieses Bruderduell gewann die Autonama, Merkel parierte einen Elfmeter und einen scharfen Freistoß und stabilisierte die Mannschaft auch darüber hinaus wie vor ihm Katze.

Wir hielten nicht nur das Unentschieden, wir schafften sogar den Siegtreffer. Der immerzu zirkulierende und ballverteilende Moritz wurde auf rechts gefoult. Den Freistoß brachte er selbst als präzise Halbfeldflanke, die unser unermüdlicher Mittelfeldmotor Cosmo mit einem eingesprungenen Volley veredelte.

Es war nun nicht so, dass der Gegner nicht noch zu großem Zauber fähig war. Und gewinnen wollten die schon. Wir hielten dem Druck stand, spielten homogenen, taktisch klugen know-yourself-Fußball, ließen den Ball laufen, auch hintenrum, klare, flache Pässe, keine weiteren Halbfeldflanken.

Obwohl - das gestrige Spiel hat wieder gezeigt, dass man die Halbfeldflanke nicht radikal ablehnen sollte. Und die Ehe schon gar nicht. Im übrigen können wir weiter darauf vertrauen, wild und analog zu leben.

(Und: Danke an den Spiegel für das faire Spiel, dem kein Schiri gutgetan hätte.)