2. Liga
13. Spieltag 20.10.2025
Autonama - Fritz 2 - 1
Spielbericht von Autonama
"Mal vu, mal dit"

Von Jochen Schmidt

Es würde zu weit führen, zu erzählen, wie es dazu kam, daß wir am 20.10.25 in dieser Konstellation gegen Radio Fritz angetreten sind, denn das hat mit der Wiedervereinigung zu tun, der wiederum die Teilung Deutschlands vorausging, eine Folge des Zweiten Weltkriegs, den man nicht ohne den Ersten Weltkrieg denken kann, im Anfang war auf jeden Fall das Wort, aber woher kamen die Buchstaben? (Wobei "Logos" nicht unbedingt mit "Wort" zu übersetzen ist, aber wie denn dann?) Für unsere schnelllebige Zeit ist das schon zuviel Information, in einem Spielbericht soll von einem Spiel berichtet werden, als hätte es Joyce nie gegeben, denn ausgerechnet das Spiel kann man unmöglich versprachlichen, man muß es körperlich erlebt haben als Teil einer Mannschaft, die es so nie gab und nie wieder geben wird, wir steigen ja nie zweimal in das gleiche Wasser, im Grunde auch nicht einmal, denn wer sagt denn, wer "wir" sind und was "Wasser"? Wir spielten also gegen Radio Fritz, öffentlich-rechtliche Staatsamateure, die von unseren Steuergeldern leben, und deshalb auch Tabellenführer sind. Merkel als Trainer gab die Devise aus: "Bloß kein Aufstieg! Ergebnis egal!" Streng genommen hieß das, daß wir auch gewinnen durften, obwohl es von ihm sicher nicht so gemeint war. Ich werde zum Teamshout verdonnert und entscheide mich für "Warten auf … den Sieg!" Schließlich bin ich extra für das Spiel von der Buchmesse zurückgekommen (Blödsinn ...), und ich bin Beckettianer, was kaum einer weiß, weil unter uns Autoren das ungeschriebene Gesetz gilt, daß man in der Freizeit nicht über Literatur redet. Wie zu erwarten machte der Gegner viel Druck, sie waren alle größer als wir, jedenfalls als ich, aber bei Kleinfeld ist Powerplay nur ein anderes Wort für Gelegenheit zum Kontern, und so hielten wir hinten aufmerksam dicht und spielten mit langen Bällen durch Julian "Durchfall auf Malle" Hutter, "in die Gasse" immer wieder auf Max und später auch auf Philipp. In der ersten Hälfte blieb es beim 0:0, aber es brannte, außer bei den vielen Eckbällen, auch nicht viel an, in der zweiten kombinierten Max und Philipp sich dann einmal ohne vorherigen langen Ball (bin mir aber auch nicht sicher ...) selber durch, Philipp schiebt flach in die linke Ecke zum 1:0 ein. War der Spielverlauf nun auf den Kopf gestellt oder auf die Füße? Was würde Hegel sagen, und was Marx? Irgendwann kommt dann doch mal ein Ball vom Gegner scharf und flach vors Tor und es steht 1:1, was schon Ok gewesen wäre, aber Max setzt sich dann ungefähr 10 Minuten vor Schluß zentral gegen drei durch und wir führen wieder 2:1, was eindeutig noch besser ist als Ok. "Fick doch mein Leben!" sagt ein Fritzler, als ihm ein Ball ins Aus rutscht, aber ich fühle mich nicht angesprochen. Einmal muß Köhler noch stark halten, dann pfeift der erfreulich unauffällige Schiedsrichter ab. "Wie kann man so ein Spiel verlieren?" höre ich einen Gegner hadern und kann ihm die Frage nicht beantworten, ich weiß nur, wie man so ein Spiel gewinnt, könnte allerdings auch das nicht in Worte fassen. Weil wir als Yoga-Connaisseure dem Gefühl des Sieges innerlich nachspüren wollen, statt es mit Alkohol zu verwässern, verzichten wir auf ein anschließendes Zusammensein in der Empor-Sportlerklause, was mich schwer trifft, da ich ja eigentlich nur deswegen gekommen bin. Aber Falko hat Belegexemplare vom Ex-DDR-Tittenblatt "Magazin" verteilt, in dem man mit etwas Geduld sogar noch Aktfotos findet, aber eben auch seinen Bericht über 20 Jahre Autonama-Geschichte aus seiner Sicht, als wir noch im Trainingslager in Armeezelten schliefen, bei jedem Spiel mindestens einen Verletzten hatten und ständig zusammen soffen und koksten, weil wir eine Niederlage verdauen mußten, und so fühle ich mich beim Einschlafen nicht ganz so allein.

Danke an den Gegner für das faire Spiel und Glückwunsch zum (wahrscheinlichen) Aufstieg.